Ihr ganzes Leben hindurch pflegte Hedwig Bollhagen regen Kontakt und Austausch mit anderen Keramikern und Künstlern. Daraus entstanden und gemeinsam der Kunst verschrieben, wirkten so im Lauf der Zeit verschiedene Künstler in HB-Werkstätten und gestalteten zahlreiche Formen, Dekore, Fayencen sowie Bau- und Gartenkeramik für die Serienproduktion. Die Marwitzer Keramikmanufaktur zog auch viele junge Talente an, um bei HB eine Ausbildung zu durchlaufen. Heute sind einige von ihnen anerkannte Künstler.
Hedwig Bollhagen (1907 – 2001) entwickelte bereits als Kind ein Gespür für das Schöne. Eine Gabe, geprägt und gefördert durch ihr künstlerisch-musisches Elternhaus, die zur Leidenschaft und einem Leben für die Keramik wurde. Denn schon als angehende Keramikerin hatte HB eine Vision – die Erschaffung eines Alltagsgeschirrs abseits jeglicher Alltäglichkeit. Wissbegierig und mit unvergleichbarer Schaffensfreude widmete sie sich ab 1925 ihrer Ausbildung an der Fachschule für Keramik in Höhr-Grenzhausen. Anschließend sammelte Bollhagen erste Erfahrungen an weiteren Ausbildungsorten in Deutschland. Damit beschritt sie – als Frau – einen für die damalige Zeit höchst unüblichen und selbstbewussten Weg. Nach fünf Semestern erkannte der Besitzer der Keramikwerkstätten Velten-Vordamm, Dr. Hermann Harkort, Hedwig Bollhagens Talent und trug ihr die Leitung der Malklasse an.
Nach der Insolvenz der Firma Harkort 1931 folgten verschiedene Stationen in Töpfereien und Unternehmen, unter anderem bei der Karlsruher Majolika Manufaktur. Hier gestaltete HB in aufwendiger Handarbeit erste Einzelstücke, bei denen sie die Sgraffito-Ritz-Technik anwandte.
Schließlich bekam Sie 1934 die Chance, in Marwitz ihre „HB-Werkstätten für Keramik” zu gründen. Aus den im Zuge der Wirtschaftskrise stillgelegten Haël-Werkstätten für Künstlerische Keramik im brandenburgischen Marwitz wurden die HB-Werkstätten für Keramik, die vor allem kleinindustriell hergestelltes Gebrauchsgeschirr nach künstlerischen Entwürfen, Gartenkeramik und anspruchsvolle Baukeramik (u. a. für das Berliner Rote Rathaus) herstellte.
Von Hedwig Bollhagen gefertigte Keramiken ergänzten in der Folge das bestehende Angebot. Der Bauhaus-Schüler und ehemalige Kollege Bollhagens in Velten, Werner Burri, arbeitete nach seiner Rückkehr in die Schweiz zeitweise auch mit Bollhagen in Marwitz und lieferte u.a. Entwürfe für die Serienproduktion der HB-Werkstätten. Auch fertigten die HB-Werkstätten von 1934 bis 1938 Steingutgefäße nach Entwurf von Theodor Bogler für die Kunstwerkstätten Ars Liturgica der Benediktinerabtei Maria Laach.